Frankfurt am Main (21. Juli 2025) – Den Zusammenhang zwischen geopolitischen Krisen und Schocks einerseits und notwendigen Veränderungen bei den Liefer- und Wertschöpfungsketten andererseits hat die Abteilung Volkswirtschaft der KfW Bankengruppe in einem KfW Research Chartbook untersucht. Exemplarisch betrachtet wurden vier Bereiche: Rohstoffe und Energie, Mikrochips und Halbleiter, grüne und digitale Technologien sowie der digitale Dienstleistungsbereich. Ziel ist die Minderung kritischer Abhängigkeiten. Im Ergebnis zeigt sich, dass viele Unternehmen aufgrund von Schockerfahrungen ihre Liefer- und Wertschöpfungsketten bereits angepasst haben und sich ebenso viele auf Resilienz ausgerichtete Maßnahmen auf EU- und nationaler Ebene in Umsetzung befinden, aber die Neuausrichtung viel Zeit benötigt.
Bei kritischen Rohstoffen – wie Seltenen Erden – treten die kritischen Abhängigkeiten besonders offen zutage. Oft erschweren ein sich intensivierender Wettbewerb und geopolitische Konflikte den Zugang. Wichtige Ansatzpunkte zur Erhöhung der Resilienz sind neben der recht schwierigen Importdiversifizierung die Entwicklung alternativer Technologien und die Nutzung von Sekundärrohstoffen durch Recycling. In der Halbleiter-Wertschöpfungskette ist Deutschland insbesondere auf der Importseite verletzlich, denn ein Schutz vor geopolitischen Risiken durch den europäischen Binnenmarkt greift hier nur bedingt. Europas Stärke bei der Produktion von Maschinen zur Halbleiterherstellung stehen deutliche Schwächen beim Halbleiterdesign und bei der Herstellung von Halbleitern im engeren Sinn gegenüber.
Die Lieferketten für Schlüsseltechnologien der Klimatransformation – wie Lithium-Ionen-Batterien, Windturbinen oder Photovoltaik – sind besonders anfällig für Störungen, da diese oft hoch konzentriert sind. So importiert Deutschland rund 90 Prozent sowohl seiner Permanentmagnete für Windturbinen als auch des Anodenaktivmaterials für Lithium-Ionen-Batterien direkt aus China. Im digitalen Dienstleistungsbereich (z.B. Cloud-Computing) und im Zahlungsverkehr macht dagegen die Dominanz US-amerikanischer Tech-Unternehmen die EU anfällig für Störungen. Unternehmen sind daher gefordert, ihre Lieferketten widerstandsfähig aufzustellen. Gleichzeitig ist es Aufgabe der Wirtschaftspolitik, die Lieferketten u.a. durch strategische Handelsabkommen und Schutzmaßnahmen vor unfairen Handelspraktiken zu schützen und gegenüber Schocks zu stärken.
Download des KfW Research Chartbook: https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/KfW-Research-Chartbook/KfW-Research-Chartbook-Juli-2025-Lieferketten.pdf
Quelle: KfW Bankengruppe