London (23. August 2025) – Deutschland und Finnland sind mit Abstand am häufigsten von Russlands hybrider Kriegsführung betroffen, gefolgt von Polen und Frankreich. Hierzulande stehen besonders die Bundeswehr und Einrichtungen der Wasserversorgung im Visier. Seit Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs im Februar 2022 hat sich die Zahl russischer Sabotageakte mehr als verzehnfacht. Während vor dem Krieg lediglich ein bis zwei Vorfälle pro Jahr registriert wurden, waren es 2024 in der Spitze 33 Ereignisse. Die Methoden der hybriden Kriegsführung Russlands in Europa sind dabei vielfältig. Sie reichen von gezielten GPS-Störungen über den Einsatz von Migration als Waffe bis hin zum Mord. Das sind einige Befunde einer Studie des International Institute for Strategic Studies (IISS) in London.
Hierfür haben die Autoren Charlie Edwards und Nate Seidenstein das Ausmaß russischer Sabotageoperationen gegen KRITIS-Einrichtungen in Europa zwischen Januar 2018 bis Juni 2025 untersucht. Auf 18 Seiten widmen sie sich der Anfälligkeit der Kritischen Infrastruktur Europas, Russlands unkonventionellem Krieg gegen Europa und Europas Reaktion auf die russische Sabotageoperationen. Primäres Ziel Russlands ist es, durch die Attacken den europäischen Regierungen hohe soziale und wirtschaftliche Kosten aufzuerlegen, die öffentliche Unterstützung für die Ukraine zu untergraben und die kollektiven Fähigkeiten der NATO zu schwächen. Obwohl dieser unkonventionelle Krieg bereits parallel zur russischen Invasion in der Ukraine begonnen hat, haben die europäischen Länder immer noch Schwierigkeiten, sich auf einheitliche Maßnahmen zu einigen und wirksame Abschreckungsmaßnahmen zu entwickeln.
Russland setzt bei seinen Operationen auf einen „Gig Economy“-Ansatz mit befristeten und flexiblen Arbeitsverhältnissen. So hat Russland nach der Ausweisung Hunderter eigener Geheimdienstmitarbeiter aus der EU seit 2022 per Online-Rekrutierung Drittstaatenangehörige für die Spionage- und Sabotagemaßnahmen gewonnen. Da diese „Stellvertreter“ aber vielfach schlecht ausgebildet und unzureichend ausgerüstet sind, scheitern deren Aktivitäten derzeit oft oder werden vorzeitig entdeckt. Gleichzeitig sind die Kritischen Infrastrukturen Europas besonders anfällig für Sabotageakte, da sie sich nach Jahrzehnten aufgeschobener Instandhaltungsmaßnahmen vielfach in einem sehr schlechten Zustand befinden. Ebenso haben der Mangel an Ressourcen und konkurrierende nationale Sicherheitsinteressen die NATO und die EU bisher davon abgehalten, eine langfristige und nachhaltige Reaktion zur Abschreckung Russlands zu beschließen.
Download der Studie „The Scale of Russian Sabotage Operations Against Europe’s Critical Infrastructure“ (August 2025): https://www.iiss.org/globalassets/media-library—content–migration/files/research-papers/2025/08/pub25-095-the-scale-of-russian-sabotage-operations.pdf
Quelle: The International Institute for Strategic Studies